Roger Nef – «Es wäre an der Zeit, auch wieder Mietprojekte gestalten zu können und nicht nur zu verhindern.»
Mietrecht
Im Jahr 1985 startete Roger Nef seine Laufbahn in der Immobilienbranche als Juniorverwalter bei der Oerlikon-Bührle Immobilien AG, wo er vier Jahre später Abteilungsleiter wurde und bis 1993 tätig war. In der Privera AG war er von 1994 bis 2008 in verschiedenen Funktionen tätig, ab 2002 als Mitglied der Geschäftsleitung. Für drei Jahre hat er die Geschäftsführung der Halter Immobilien AG übernommen, und seit 2011 ist er als geschäftsführender Partner / Delegierter VR in der WimmoG AG tätig. Als Mietrichter am Mietgericht Zürich bringt er seit 13 Jahren seine Erfahrung ein.
Wann sind Sie das erste Mal mit dem Mietrecht in Kontakt gekommen?
Mit dem Eintritt in diese spannende Branche 1985.
Was sind Ihre alltäglichen Herausforderungen?
Die Unterstützung und Betreuung des ganzen WimmoG-Teams. Das tägliche Vorleben und Umsetzen unserer Spielregeln: Ehrlichkeit, gegenseitiger Respekt (intern und extern), Loyalität mit der Firma, keine gegenseitigen Schuldzuweisungen. Mit einer offenen und ehrlichen Kommunikation auf allen Seiten kann viel Vertrauen erzielt werden, was sich auch auf den Erfolg auswirkt.
Gibt es Anekdoten aus Ihrer Tätigkeit im Bereich Mietrecht?
Während den 38 Jahren in der Immobilienbranche gab es sehr viele Fälle, wo ich das Mietrecht anwenden musste, leider meistens unerfreuliche Situationen, aber oft mit einem Ausgang, der für beide Parteien akzeptabel war. Aus der Sicht als Mietrichter könnten sehr viele Fälle im Vornherein am runden Tisch gelöst werden.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, etwas am Mietrecht/Mietsystem ändern zu können, was wäre das?
Parteiunabhängige, verbindliche und aktuelle Datengrundlage für die Bestimmung der Orts- und Quartierüblichkeit, schweizweite Abschaffung des Formulars Anfangsmietzins und deren Anfechtung sowie die einheitliche gerichtliche Handhabung bei ordentlichen Mietzinsanpassungen. Im Speziellen der prozentuale Ansatz der Kostensteigerungen. Nicht mal im Kanton Zürich wird dieses Argument von den Schlichtungsstellen gleichbehandelt.
Welches wäre Ihr wichtigster Tipp an die Vermieter, welches an die Mieter?
Offene und ehrliche Kommunikation mit gegenseitigem Respekt.
Wie hat sich das Mietwesen in den vergangenen Jahren Ihrer Meinung nach verändert?
Viele Menschen sind mit den raschen Veränderungen auf allen Seiten überfordert, das Zwischenmenschliche geht immer mehr verloren. Der politische Radikalkurs «aufs Ganze gehen» setzt sich leider im Moment durch. Es wäre an der Zeit, mit mehr Pragmatismus auch wieder Projekte gestalten zu können und nicht nur zu verhindern.
Welches ist Ihrer Meinung nach die grösste Herausforderung im Schweizer Mietwesen in den kommenden 10 Jahren?
Die Abdeckung der hohen Nachfrage an verfügbarem Wohnraum. Mit den raschen Anpassungen beim «Bauen im Lärm» könnten alleine in der Stadt Zürich bald Hunderte von aufs Eis gelegten Wohnungen erstellt werden. Den Abbau von zu vielen Hürden sollte die Politik mit Hochdruck angehen, damit bauen auch wieder Spass macht.
Irene Biber | legalis brief MietR 07.02.2024