Störung des Totenfriedens / Diebstahl / rechtliches Gehör
BGer 6B_83/2024 vom 16.07.2024 (Publikation vorgesehen)
Art. 11 StGB , Art. 262 StGB
Rechtliches Gehör, Straf- & StrafprozessrechtA., der an einer fortgesetzten paranoiden Schizophrenie litt, die unter anderem mit dem Gebrauch psychoaktiver Substanzen zusammenhing, stellte den Tod seiner engen Freundin C., die an einer Herzerkrankung litt, in ihrer Wohnung fest, meldete den Tod nicht und die Leiche wurde erst zwei Wochen später entdeckt. Die Vorinstanz stellte fest, dass A. den Tatbestand der Störung des Totenfriedens nach Art. 262 StGB erfüllt habe, erklärte ihn jedoch für strafrechtlich schuldunfähig und ordnete eine stationäre therapeutische Massnahme nach Art. 59 StGB an, was A. vor Bundesgericht anficht. Art. 262 Ziff. 1 Abs. 3 StGB, der eine Straftat gegen den öffentlichen Frieden umschreibt, schützt das Pietätsgefühl, das in einer allgemeinen Weise betrachtet wird und nicht lediglich auf die Empfindungen der Angehörigen des Verstorbenen beschränkt ist. Der Begriff der «Verunehrung» wird vom Gesetzgeber nicht definiert und umfasst jede Misshandlung einer Leiche. Im Gegensatz zu den anderen Tatbeständen [...]
Silvan Biedermann | legalis brief StrR 21.10.2024