Strafverfahren mit Opfern von Menschenhandel – eine Opferschutz-Perspektive
Beweisrecht, Leib & Leben
Die Aussagen des Opfers bilden das zentrale Beweis-Element bei Strafverfahren gegen Menschenhandel. Gleichzeitig setzen sich die Opfer mit einer Aussage oftmals grösster Gefahr aus. Der Artikel beleuchtet die aktuellen Herausforderungen und Probleme dieses Dilemmas und zeigt aus einer Opferschutz-Perspektive auf, welche Veränderungen nötig sind, damit Menschenhandels-Strafverfahren opfergerechter geführt werden können.[1]
Einleitung
«Ich wollte, dass er dafür büsst, was er mir angetan hat. Natürlich hatte ich auch Bedenken. Jede Frau – egal, mit welchem Hintergrund – hat Angst und denkt an ihre Zukunft: Sie hat Angst, was geschehen würde, wenn sie aussagt. Angst vor Rache.» Adriana[2], ehemalige Klientin der FIZ
Bei nur rund 6% aller Fälle von Menschenhandel kam es in der Schweiz 2021 zu einer Verurteilung.[3] Was hat das mit einem adäquaten Opferschutz zu tun? Chronologisch zeigt er die Stationen auf dem Weg zu einem Strafverfahren auf und beleuchtet, we [...]
Géraldine Merz | legalis brief StrR 21.11.2022