Die Teilhabe der Privatklägerschaft im Schuldpunkt als Ausfluss ihrer Persönlichkeitsrechte

Privatklägerschaft

Die Legitimation der Privatklägerschaft im Schuldpunkt wird bisweilen aus Kreisen der Strafverteidigung kritisiert. Die Kritik richtet sich primär gegen das Recht der Privatklägerschaft, eine von ihr als zu milde erachtete rechtlichen Würdigung der Tat anfechten zu können. Ebenfalls hinterfragt wird der bundesgerichtlich anerkannte Anspruch der Privatklägerschaft, eine Abänderung der Anklage zu beantragen. Der vorliegende Leitartikel zeigt auf, dass sich diese Ansprüche direkt aus den Persönlichkeits- und Menschenrechten der geschädigten Person herleiten lassen und eng mit der Delegation der Strafverfolgung vom Opfer an den Staat verbunden sind. Diese Teilhabe der Privatklägerschaft an der Strafverfolgung belässt die Vertretung der kollektiven Strafinteressen beim Staat und das letzte Wort zum Schuldpunkt beim Gericht. Dem schweizerischen Strafprozesssystem gelingt es damit, die Rechte aller Verfahrensparteien ausgewogen zu berücksichtigen, sowohl die individuellen Rechte der Geschädigten und [...]

Tobias Schaffner | legalis brief StrR 21.11.2023